Etsy oder ei­gener Shop – das ist hier die Frage

Neulich habe ich in der Instagram Story nach Themenwünschen gefragt. „Ab wann macht ein eigener Online-Shop Sinn?“, wurde gefragt und darauf gehe ich in diesem Artikel ein. Kleiner Spoiler: es gibt kein richtig oder falsch und es gibt auch nie den perfekten Zeitpunkt. Aber du erfährst hier von Vorteilen und Nachteilen bei der Frage Etsy/Marktplatz oder eigener Shop und das hilft dir bei deiner Entscheidung.

Etsy oder eigener Shop?

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Ab wann macht ein eigener Online-Shop Sinn?

Neulich begegnete mir in der Stadt auf dem Weg nach Hause ein Pärchen mit suchenden Blicken. Ihre Blicke fielen bald auf mich und als ich an ihnen vorbeigehen wollte, sprachen sie mich an.

„Welchen Weg gehen wir am besten?“, fragten sie.
„Wohin möchten Sie denn?“, meine logische Antwort.
„Das wissen wir noch nicht genau, aber welchen Weg sollen wir nehmen?“.

Ich überlegte eine Weile hin und her, vielleicht über die Dominsel und das Domgelände? Oder lieber doch im Grünen an der Havel entlang über die Jahrtausendbrücke. Vielleicht möchten sie ein Eis essen, dann wäre der Weg durch den Theaterpark der beste.

Nach einigen Momenten dämmerte mir, solange ich nicht weiß, wohin die beiden Touristen möchten. Was sie erleben möchten, oder ob sie auf der Suche nach einem Restaurant, einem großartigen Ort oder dem schnellsten Weg zum Bahnhof sind, kann ich ihnen keinen passenden Weg vorschlagen.

Und genauso wenig kann ich dir die Frage beantworten, ab wann ein eigener Shop Sinn macht.
Erst musst du dein Ziel kennen. Was möchtest du erreichen mit deinem Handmade-Business?

Du träumst davon, dich mit dem Verkauf von eigenen Produkten voll selbstständig zu machen?
Du möchtest ein verlässliches Einkommen erzielen (egal ob zusätzlich oder als Haupteinnahmequelle)?

Dann macht es Sinn neben dem Etsy Shop einen eigenen Online-Shop aufzubauen.

Der richtige Zeitpunkt für einen eigenen Online-Shop? Auf den brauchst du nicht zu warten, der kommt nie.
Wenn du zuerst auf Etsy mit dem Verkauf begonnen hast, dann empfehle ich den eigenen Online-Shop erst dann aufzubauen, wenn du Etsy im Griff hast.
Mit ‚im Griff‘ meine ich, dass du eine gute Strategie hast, deine Positionierung steht, die Bilder top sind und du die Grundlagen der Suchmaschinenoptimierung (SEO) verstanden hast. Regelmäßige Verkäufe bestätigen dein Konzept.

Die Kosten eines eigenen Shops

Die Kosten für den eigenen Shop fangen bei der Domainregistrierung an, das ist aber relativ überschaubar. Für eine .de Domain zahlt man zum Beispiel bei United Domains 19 Euro im Jahr. Bei manchen Anbietern für Online-Shop Baukästen, wie z.B. Jimdo, Wix oder Strato ist die Domainregistrierung im Preis inbegriffen.

Die Kosten für die Baukastensysteme scheinen erstmal recht überschaubar. Einen Jimdo Shop startest du mit 20 EUR Kosten pro Monat.

Aber, damit der Shop dann richtig schick wird, kommen oft zusätzliche Kosten auf dich zu. Man kann bei den meisten Anbietern Beispiel Shops ansehen, und die sehen ganz toll aus. Wenn man aber nachfragt, welche Themes verwendet wird, kommt oft auf, dass nachträglich noch programmiert wurde.
Zusätzlich muss die Seite mit allen nötigen Funktionen aufgebaut und mit Inhalten gefüllt werden. Dafür eignest du dir entweder selbst das notwendige Wissen an, vor allem im Bereich Suchmaschinenoptimierung. Du kreierst in stundenlanger Arbeit Blogartikel und hübsche Bilder.
Oder du engagierst Profis, für deren Dienstleistungen weitere Kosten anfallen können.

Ist dein eigener Online-Shop gelauncht, kommen die Kunden nicht von allein.

Du musst Marketing betreiben, um Nutzer auf den Shop aufmerksam zu machen.
Was ein eigener Shop insgesamt kostet, ist im Voraus schlecht zu sagen. Ich kann dir da leider keine feste Antwort darauf geben. Im Gegensatz zu Etsy, dort weißt du ganz genau, wie viele Gebühren du pro Verkauf zahlst.

Gestaltung und Branding

Dein Shop – dein Design. In deine, Onlineshop kannst du dein Branding frei umsetzen, es gibt keine Grenzen bei Farben, Schriften oder Layout. Es liegt in deinen Händen, den Kunden ein Shoppingerlebnis zu bieten, dass zu deinen Produkten passt.

Reichweite aufbauen

Etsy selbst hat eine massive Reichweite, von der du mit einem Etsy Shop profitierst. Diese Reichweite muss man mit einem eigenen Shop erstmal generieren.
Und das ist richtig harte Arbeit oder kostet eine Menge Geld, weil du Profis für die Arbeit bezahlst.

Diese Methoden gibt es, um Reichweite mit dem eigenen Shop aufzubauen:

  • Organische Reichweite (SEO): Dein Shop wird über die (Google) Suchmaschine gefunden, diese Reichweite ist kostenlos. Aber funktioniert nur, wenn deine Seite SEO optimiert ist und das auf die richtigen Keywörter. 60 % der Klicks fallen auf den ersten Platz der Google Suchergebnisliste, da muss man erstmal hinkommen. Wenn du eine gute Nische hast, ist es machbar. Aber in Mainstream Märkten wie Schmuck oder Kleidung richtig schwer.
  • Bezahlte Reichweite: Du schaltest Google Ads  damit dein Shop / deine Produkte für die richtigen Suchanfragen angezeigt werden. Und das macht meiner Meinung nach nur mit einem eigenen Shop Sinn. Natürlich kannst du Google Ads auch zu einem Etsy Produkt verlinken, aber was, wenn der Kunde sich dann doch dafür entscheiden in einem anderen Etsy Shop zu kaufen? Google Ads zahlst du pro Klick, nicht pro Verkauf.
  • Bezahlte Reichweite auf Social Media: Du schaltest für deine Zielgruppe relevante Werbung auf Social-Media-Kanälen wie Instagram, Facebook, TikTok. Der Unterschied zu Google Ads ist, dass deine Produkte nicht aktiv gesucht werden, sondern deiner Zielgruppe zufällig präsentiert wird.
  • Linkaufbau: die Besucher kommen über Links von anderen Webseiten oder Medien in deinen und Online-Shop. Dass diese Links platziert werden, dafür musst du sorgen durch Kooperationen oder Gastartikel oder durch Begeisterung.
  • Organische Reichweite durch Social Media: Die Leute kommen über soziale Netzwerke in deinen Online-Shop, ohne dass du dafür bezahlen musst.

  • Direkter Traffic: Die Besucher gelangen direkt auf deine Seite, weil sie deine Marke bereits kennen.
  • Newsletter Traffic: Besucher, die durch Klicks auf Links in Newslettern auf deine Seite gelangen. Wenn du eine Liste mit Newsletterabonennten aufgebaut hast.

Technik und Service

Als Shop Betreiber bist du für die Organisation, Verwaltung und Kosten für Technik und Service verantwortlich. Das fängt bei der Skalierung der Bilder in der richtigen Größe an und hört bei den Cookiebannern auf.
Schon bei der Einrichtung des Shops musst du auf die richtige Gestaltung der Menüführung achten und darauf, dass alle Rechtstexte so platziert werden, dass sie den aktuellen Anforderungen gerecht werden. Lädt die Seite zu langsam, musst du selbst das Problem lösen. Kann Google irgendwelche Seiten nicht indexieren, musst du selbst das Problem lösen.
Je nachdem, welchen Anbieter du wählst und welche Preisklasse, kann Support in Anspruch genommen werden. Aber automatisch geschieht nichts, alles liegt in deiner Verantwortung.

Wettbewerb

Auch Onlineshops machen sich Konkurrenz, sobald sie ähnliche Produkte anbieten. Hier gilt also die Devise, sich einen eigenen Kundenstamm aufzubauen, durch gezielte Marketing-Maßnahmen Stammkunden an das Unternehmen zu binden und durch Branding-Maßnahmen die Bekanntheit zu steigern.

Preis und Preisgestaltung

In puncto Preis und Preisgestaltung bist du einerseits frei, weil deine Produkte nicht direkt neben denen der Konkurrenz stehen, wie es auf Etsy oft ist. Aber da die Preisrecherche im Internet für Kunden ein Leichtes ist, kannst du im eigenen Shop nicht gänzlich andere Preise verlangen als im Etsy Shop.

Abhängigkeit

Die Abhängigkeit von den Launen des Marktplatzbetreibers wie Etsy entfällt. Du musst dich nicht mehr geänderten Richtlinien beugen und vor Änderungen des Algorithmus sorgen. Oder in direkter Konkurrenz neben rechtswidrigen Shops ohne AGB und Impressum stehen. Du musst keine Sorge davor haben, dass der Marktplatz plötzlich schließt.

Du bist frei!

Aber ist das wirklich so? Auch Google macht häufig Updates und einige davon haben Tausenden von Händlern massive Rankingverluste beschert. Alle, die sich im Internet bewegen, sind von Google abhängig. Laut Statista hat die Suchmaschine in Deutschland Marktanteile von rund 84 % bei der Desktop-Suche und rund 97 % bei der mobilen Suche.

Ohne Google kein Business.
Auch Anbieter von Shopsystemen ändern ihre Preise oder vernachlässigen ihre Technik, sodass sie nicht mehr deinen Anforderungen genügen.

Also 100 % frei bist du auch mit einem eigenen Webshop nicht.

Kundenvertrauen

Das Vertrauen des Kunden gewinnst du durch gute Produktqualität, Versandgeschwindigkeit und einem guten Service. Kannst du all das bieten und dem Kunden ein erstklassiges Einkaufserlebnis, dann hast du sein Vertrauen. Der Kunde merkt sich deinen Namen und kauft wieder oder empfiehlt dich weiter – wenn er gekauft hat. Warum ein Kunde nicht kauft, erfährst du nicht.

Zu Marktplätzen wie Etsy oder Amazon haben Kunden, die dort schon öfter gekauft und gute Erfahrungen gemacht haben, mehr Vertrauen als zu einer unbekannten Webseite. Bei Marktplätzen wissen sie, dass im Notfall ein Kundenservice für Schadensbegrenzung sorgt.

Zahlungsanbieter

Was viele Handmade Verkäufer vergessen bei den Kosten für den eigenen Shop zu berücksichtigen sind die Kosten verschiedener Zahlungsanbieter. Dazu kommt der Aufwand des Einbindens in den Webshop, die Anmeldung bei den diversen Anbietern und am Ende die buchhalterischen Aspekte (Juhuuu – CSV Listen Import).

Im Rahmen der Umfrage gaben 47 Prozent der Befragten an, dass sie in Online-Shops am liebsten Payment-Dienste wie PayPal, Paydirekt, Klarna etc. zum Bezahlen nutzen würden. Die Zahlung auf Rechnung bevorzugten 31 Prozent der Befragten.“ Quelle: Statista

Zahlung per Vorkasse mittels Banküberweisung, war bis vor einigen Jahren akzeptabel, heute ist es ein richtiger Umsatz-Killer.

Und natürlich verlangen die diversen Zahlungsanbieter auch jeweils Gebühren.

Etsy oder eigener Shop – mein Fazit

Wenn du erfolgreich Handmade verkaufen und dir den Traum von der vollen Selbstständigkeit erfüllen möchtest, dann kommst du um den Verkauf über mehrere Kanäle nicht herum. Multichannel ist das Stichwort!

Mit mehreren Verkaufskanälen machst du dich unabhängiger. Wenn ein Kanal wegbricht, dann ruiniert es nicht gleich dein Handmade-Business.

Aber der eigene Webshop ist definitiv nicht die eierlegende Wollmilchsau, wie man in diversen Handmade-Gruppen liest. Den eigenen Shop erfolgreich zu machen ist ebenso harte Arbeit, wie die Kasse im Etsy Shop klingeln zu lassen.
Ein eigener Onlineshop ist ein Muss, wenn du über mehrere Kanäle verkaufen möchtest.

Wie bereits am Anfang geschrieben empfehle ich für den Start des Verkaufs eine Plattform wie Etsy. Mit einem eigenen Etsy Shop kannst du dich am Onlineverkauf von Handmade ausprobieren.
Du kannst deine Strategie verfeinern und erste Erfahrungen im E-Commerce sammeln, wenn das für dich Neuland ist. Du wirst herausfinden, ob sich der Verkauf im Internet überhaupt für deine Produkte eignet, ob die internen Abläufe funktionieren und der ausgewählte Logistik-Partner zuverlässig ist. Wenn du in alle diesen Bereichen sicher bist und deine Strategie steht, dann ist der richtige Zeitpunkt für den eigenen Onlineshop.

Aber am Anfang steht immer die Definition deines Ziels: wohin möchtest du mit deinem Handmade-Business? Was möchtest du erreichen? Erst wenn du die Antwort auf diese Frage kennst, kannst du deine Route planen.

6 Antworten

  1. Vielen Dank für deinen Artikel. Ich denke es ist schwerer den eigenen Shop erfolgreich zu machen, als über Etsy zu verkaufen. Insbesondere wenn es einem am technischen Know-How fehlt.

    Aber auch ich versuche mit einem eigenen Shop unabhängiger zu werden.

    Viele Grüße
    Julia

    1. Hallo Julia,
      danke für deinen Kommentar. Da bin ich auch ganz deiner Meinung. Wie viel Arbeit ein eigener Shop macht wird oft komplett unterschätzt und auch die Kosten. Den eigenen Shop sichtbar zu machen erfordert viel Aufwand und eine gute Strategie. Dennoch ist er in meinen Augen nötig, wenn man von seinem Business leben möchte.

      Liebe Grüße
      Dagmar

  2. Toller Artikel!
    Ich habe schon einen eigenen Online-Shop und es ist extrem schwer, Kund:innen auf die Seite zu kriegen. Der technische Part war kein Problem (liegt vielleicht daran, dass ich Websites erstelle ;-)), aber das ganze Marketing drum herum…
    Ich denke zwar, langfristig wird sich ein eigener Shop immer mehr lohnen (allein wegen der Unabhängigkeit) – aber zum Start und bis erstmal Traffic auf die Website kommt, sind Etsy & Co ideal.

    1. Danke vielmals für dein Lob 🙂

      Ja, ich bin da ganz bei dir. Niemals alle Eier in einen Korb, es ist wichtig das Ausfallrisiko zu streuen und dazu gehört unbedingt auch ein eigeneer Shop, wenn mann von seinem Geschäft leben möchte.

      Liebe Grüße,
      Dagmar

  3. Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Auch ich bin gerade auf der Suche nach einem passenden Shop-System für mein kleines Handmade Label. Aber mit Technik stehe ich auf dem Kriegsfuß 🙄 Nun bin ich auf den Anbieter Azoo Shop gestoßen und frage mich ob du so einen Shop-Anbieter empfehlen kannst? Sie sagen, man braucht sich nicht um die Technik kümmern und bekommt bei schwierigen Fragen sogar einen Techniker an die Hand. Das wäre echt perfekt für mich. Vielleicht hast du einen Tipp? Shopify habe ich schon versucht, das war mir leider viel zu kompliziert 😬
    Ganz liebe Grüße, Magdalena

    1. Hallo Magdalena,

      das hört sich tatsächlich so an, als würde Azoo passen.
      Bisher habe ich viel Positives gehört, habe mir aber selbst noch kein ganz genaues Bild gemacht.

      Die Frage, die du dir vorher unbedingt stellen solltest, ist: Was möchtest du erreichen mit dem eigenen Shop und wo willst du mittelfristig umsaztmässig stehen? Welche Schnittstellen brauchst du?
      Das entscheidet ganz viel und begrenzt die Auswahl.

      Das Thema ist aber viel größer, sodass ich überlege demnächst eine Podcastfolge dazu zu machen.

      Liebe Grüße
      Dagmar

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