Hallo und herzlich willkommen zum Etsy Verkäufer Podcast Kassenklingeln. Ich bin Dagmar, die Gründerin von Kassenklingeln und heute bin ich mal wieder nicht alleine, sondern sitze zusammen mit Nina Jäger in unserem virtuellen Studio. Nina ist Marken- und Business-Mentorin und hat 15 Jahre Berufserfahrung mit großen Brands und der Szene des Marketings. Jetzt teilt Nina ihren Erfahrungsschatz rund um das Thema Markenbildung und hilft Gründerinnen und Start-ups bei der Positionierung und beim Markenaufbau. Danke, Nina, dass du hier bist und meiner Einladung gefolgt bist. Ich freue mich sehr.
Nina Jäger: Vielen Dank. Ich freue mich auch.
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Seiteninhalt
- Markenaufbau und Positionierung – mehr als Logo und Farben
- Eine Marke aufbauen mit Markenpersönlichkeit – bring dein Warum mit ein!
- Strategischer Markenaufbau: Definiere deine Buyer Persona, deine Zielgruppe, dein Nutzenversprechen
- Richtige Kundenansprache und die Chance von Nischenthemen
- Markencheck durchführen // Wie kann dir Nina helfen?
- Mehr Leichtigkeit und Spaß in deinem Business
Markenaufbau und Positionierung – mehr als Logo und Farben
Dagmar: Wir springen gleich mitten ins Thema. Es sind verschiedene Wörter, die man öfters hört, z. B. „Positionierung“. Aber was bedeutet das eigentlich?
Nina Jäger: Positionierung ist dahingehend wichtig, dass man sich selbst besonders auf eine Nische einlässt und dass man zu den richtigen Personen die richtigen Dinge sagt. Wenn man z. B. Produkte anbietet bzw. möglicherweise viel Do-it-yourself Produkte herstellt, wie wahrscheinlich auch viele deiner Kundinnen und kleinere Unternehmen, ist es wichtig, dass man schaut, zu wem passen diese Produkte eigentlich? Wer hat davon einen Nutzen? Und dass man dann schaut: Welche Nische habe ich? Welche Zielgruppe habe ich? Und wie kann ich mein Produkt bestmöglich am Markt positionieren, um es von anderen Marktteilnehmern im Umfeld abzugrenzen und aus der Masse herauszustechen? Das ist das Wichtige dabei.
Dagmar: Du hast gerade schon viele interessante Sachen angesprochen, denn meistens höre ich und es herrscht oft der Irrglaube, dass eine Positionierung oder eine Marke „nur“ aus dem Logo besteht. Manchmal geht es noch ein bisschen weiter, dann ist die Marke ein Logo und es sind Farben. Und wenn es ganz weit geht, dann besteht sie aus einem Logo, Farben und vielleicht noch immer derselben Schrift, aber eine Marke ist ja so viel mehr.
Eine Marke aufbauen mit Markenpersönlichkeit – bring dein Warum mit ein!
Nina Jäger: Absolut. Das fängt schon bei der eigenen Haltung an. Das ist z. B. der Punkt, an dem ich immer gerne anfange: Was ist eigentlich das eigene warum? Der eigene Purpose, das Ziel und Zweck? Also Ziel und Zweck von dem, was ich hier eigentlich mache. Dann zu fragen, wie mache ich das Ganze und was mache ich überhaupt? Und das bestmöglich zu beschreiben, sodass es auch jemand mit wenigen Worten versteht. Das ist das, was wir am Ende wollen. Und das zählt auch zu einer Marke und ist sozusagen das Fundament. Wenn man seine eigenen Werte, wofür man stehen möchte, definiert hat, kann man darauf aufbauen und die passenden Farben und das passende Logo auswählen. Alles, was man vorher erarbeitet hat, sollte sich darin widerspiegeln, damit ein stimmiges Gesamtbild entsteht.
Vieles passiert nämlich auch unterbewusst. Es ist uns gar nicht bewusst, wie eine Stimme wirkt, wie bestimmte Farben wirken und wenn hier irgendetwas nicht zusammen passt, dann funktioniert das meistens nicht. Dabei spielt also unheimlich viel mit rein.
Eine Marke ist im Prinzip das Gesamtkonstrukt. Selbst wenn man nur ein Produkt hat, kann ein Produkt eine gewisse Persönlichkeit haben. Wenn man sich natürlich selbst positioniert, ist das relativ einfach und bei Marken oder bei Produkten ist es die Kunst, das hinzubekommen.
Dagmar: Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Mit Kassenklingeln fällt mir das auch super leicht und mit meinem eigenen Label habe ich auch immer wieder Probleme und brauche immer wieder Hilfe.
Häufig ist es bei Etsy Verkäufern genau umgekehrt. Die meisten oder sehr viele erfragen nicht wie klassische Start-ups ein Need und entwickeln daraufhin alles auf dem Papier und entwerfen danach erst die Marke usw.
Etsy Verkäufer haben häufig angefangen etwas zu machen, haben Gefallen an einem gewissen Hobby bzw. einem Produkt gefunden und wollen daraus ein verkaufsfähiges Konzept machen. Sie machen Produkte in Serie und verkaufen diese. Hier ist es dann mehrheitlich umgekehrt, dass das Produkt in gewisser Weise schon da ist. Wie kann ich dann anfangen, mir eine Marke zu gestalten?
Nina Jäger: Der große Vorteil bei Etsy Verkäufen oder bei Frauen und Männern, die ein Hobby zum Beruf machen, also sozusagen ihr Hobby verkaufen ist, dass Sie selbst ihre Persönlichkeit einbringen können und auch sollten. Das empfehle ich immer, denn wir kaufen letzten Endes von Menschen bzw. wollen von Menschen kaufen. Das macht das Ganze so besonders und einzigartig am Ende, das ist die große Chance. Dann kann man bei sich selbst anfangen, weil man selbst auch seine ganze Persönlichkeit in dieses Produkt einfließen lässt. Und das kann man auch Retro machen, indem man anfängt zu überlegen: Warum habe ich das eigentlich gemacht? Was ist meine Intention dahinter und was ist mir dabei wichtig? Welche Werte habe ich? Und dass man alles nach und nach formuliert und auch aufschreibt. Das ist nämlich das Wichtige, dass man es einmal formuliert, um es auch für andere verständlich zu machen.
Dagmar: Du hast etwas sehr Spannendes gesagt, dass gerade bei kleinen Labels die Maker selber ihre Persönlichkeit haben und diese unbedingt viel mehr beim Verkauf ihrer Produkte ausspielen müssen. Das erachte ich auch als unglaubliche Stärke, egal ob wir jetzt über Instagram sprechen oder eben über die Vermarktung von Produkten.
Ich weiß, wie schwer das ist, vor die Kamera zu gehen und solche Sachen zu machen. Das kenne ich ganz gut. Aber das ist genau der Unterschied und das ist auch die Einzigartigkeit, weil deine Persönlichkeit niemand kopieren kann.
Schön, dass du das auch nochmal bestätigst, gerade im Markenaufbau. Diese Stärke ist in meinen Augen auch ein Vorteil gegenüber großen Brands. Oder wie siehst du das?
Nina Jäger: Absolut. Das ist genau der Vorteil gegenüber großen Brands, wenn wir von richtig großen Brands wie Nike oder so sprechen. Ich meine, solange die Gründer noch leben und noch da sind, können sie auf jeden Fall ihre Persönlichkeit mit einbringen. Aber sobald das Unternehmen größer ist oder die Gründer nicht mehr da sind, fällt das eben weg. Und dann muss eine Marke mit einer Persönlichkeit aufgeladen werden, was natürlich auch unheimlich viel Marketing und Geld am Ende benötigt. Das ist der große Vorteil für kleine Labels. Das Wichtige dabei ist, Vertrauen herzustellen, weil ohne Vertrauen kein Kauf stattfindet. Gerade für kleinere Labels ist es deswegen unheimlich wichtig, auch weil das Ganze online stattfindet, die eigenen Werte mit einzubringen. Was ist einem wichtig bei dem, was man hergestellt hat? Hat man es liebevoll per Hand gemacht? Man hatte gewisse Gedanken, hat sich ein Konzept überlegt und damit andere in die eigene Welt zu holen, das ist die Kunst.
Dagmar: Ja, die Kunst auf der einen Seite hat eigentlich „nur“ etwas mit Transparenz zu tun. In dem Moment, indem ich meine Fertigungsart, meine Fähigkeiten, meine Gedanken, warum mache ich Produkte oder wie mache ich Produkte transparent zeige, passiert das automatisch oder?
Nina Jäger: In dem Moment, indem man es transparent zeigt? Ja. Das Schwierige daran ist, das Ganze einmal zu verschriftlichen. Da gibt es zwei Seiten. Das eine ist, dass ich mich zeigen kann und meine Werte so rüberbringen kann. Und das andere ist, das einmal auf der Webseite oder auch im Etsy Shop wirklich runter zu schreiben und das besonders kurz und knackig. Auf der Website kann man etwas ausführlicher werden, aber gerade im Etsy Shop hat man nicht viel Platz.
Dagmar: Nein, man hat nicht viel Platz, aber man hat immerhin die Möglichkeit. Das ist auch ein ganz großer Vorteil von Etsy, den leider wenige Labels bisher nutzen. Etsy erlaubt es im Gegensatz zu anderen Plattformen ganz deutlich, dass du deine Marke, dein Purpose und den Kern eines Labels offen zeigst und im Titelbild deines Shops und in der Beschreibung zeigst. Sie fördern das sogar sehr und wollen das. Damit kann man auch einen Erinnerungswert beim Kunden schaffen. Aber ich sehe, dass immer noch sehr viele Etsy Verkäufer diese Chance überhaupt nicht nutzen, was total schade ist.
Strategischer Markenaufbau: Definiere deine Buyer Persona, deine Zielgruppe, dein Nutzenversprechen
Dagmar: Wir sind jetzt schon darauf eingegangen, dass es deiner Meinung nach am besten ist, sich erst einmal hinzusetzen und seinen Zweck, warum man das macht, aufschreibt und das Ganze verschriftlicht.
Was man auch immer wieder hört, wenn man ein bisschen ins Thema eintaucht: Was ist denn der Zielkunde, der Wunschkunde oder die Buyer-Persona, die man festlegen soll? Das ist auch ein Thema, in dem ich anfangs auch sehr gescheitert bin, weil ich nicht verstanden habe, dass man diese Person einfach erstmal so festlegt. Oder wie siehst du das?
Nina Jäger: Genau.
Also man muss an einem bestimmten Punkt einfach anfangen. Gerade wenn man ein kleines Label ist, hat man nicht das Budget, um eine große Marktforschung oder Ähnliches zu machen. Das heißt, man muss irgendwo anfangen. Man muss sich selbst erstmal überlegen, für wen könnte das sein und das dann wirklich herunterschreiben. Im klassischen Marketing früher hat man einfach gesagt, „die Person ist männlich oder weiblich, von 18 bis 40 Jahre alt und hat ein Haushaltsnettoeinkommen von 2.500 € im Monat.”
Aber so funktioniert das nicht mehr und die ganze Onlinewelt ist gar nicht mehr darauf ausgelegt. Cookies werden abgeschafft und deswegen ist es umso wichtiger, dass man jetzt eine Buyer Persona definiert. Man muss sich wirklich eine Person z.B. erstmal eine Freundin oder eine Person im Umfeld vorstellen, die das eigene Produkt kaufen würde und diese dann genau beschreiben. Was für Hobbys hat sie? Welche Bedürfnisse hat sie? In welcher Situation befindet sie sich? Genau solche Themen. Dann entwickelt sich eine Person und man kann diese als Basis nehmen, um die Zielgruppe sozusagen zu beschreiben.
Wenn man damit nach außen getreten ist, dann kann man zwischendurch nochmal schauen: Wer folgt mir zum Beispiel auf Instagram? Wer kauft bei mir z. B. bei Etsy überhaupt ein? Dass man daraufhin ein bisschen Recherche betreibt und das immer weiter verfeinern kann. Am Anfang tappt man ein bisschen im Dunkeln, kann das dann aber immer weiter verfeinern.
Dagmar: Ja, du hast da gerade etwas super Wichtiges gesagt, dass man am Anfang eben im Dunkeln tappt. Ich habe auch lange Jahre gebraucht, obwohl ich BWL studiert habe, sogar mit Schwerpunkt Marketing, diesen Schritt für mein eigenes Label zu bewältigen und zu überspringen. Ich habe als komplett rationaler Mensch gedacht, dass es hier ein Reglement geben müsste, wie ich das zu machen habe. Aber das ist nicht so. Ein guter Tipp ist, sich selbst oder eine Freundin zu beschreiben und sich diese Person komplett vorzustellen. Was hat sie für Sorgen? Wie wohnt sie? Wie verbringt sie ihren Abend? Was macht sie, um ihren Tag schönzumachen oder um sich zu belohnen? Und wenn man das alles hat, fällt einem Vieles leichter. Ich kenne das selbst.
Kannst du das nochmal beschreiben, was der Effekt der ganzen Mühe ist, die man sich auf dem Papier macht und die sich aber auszahlt, weil dadurch vieles leichter wird.
Nina Jäger: Genau. Das findet relativ früh, am Anfang eines Markenaufbaus statt, dass man diese Buyer Persona beschreibt und seine Zielgruppe hat. Dann kann man im Prinzip alles, was man macht, jeden einzelnen Post, den man macht, das komplette Design, wie man kommuniziert, die ganze Tonalität und welche Inhalte man kommuniziert, darauf anpassen. Wenn man eine Person vor Augen hat, dann weiß man, an wen man es richten kann. Wenn man das nicht hat, dann ist es oft diffus. Dann ist es mal so, am nächsten Tag mal so.
Wenn man das aber immer im Hinterkopf hat, dann fällt einem schon vieles leichter. Und ich empfehle, dass man sich das ausdruckt und an die Wand hängt, damit man es jeden Tag sieht.
Dagmar: Ja, damit ist dann alles aus einem Guss. Egal ob ich Artikelbeschreibungen mache, Instagram- oder Pinterest-Posts oder was auch immer. Es richtet sich immer an dieselbe Person und ist leicht wiederzuerkennen. Ich finde auch, dass der Content viel leichter fließt, weil man sich einen Gesprächspartner vorstellt.
Das ist ein super Tipp, das auszudrucken und sich hinzulegen. Ich habe mal gelesen, dass man sich ein Bild der Hauptziel-Person ausdrucken und hinter den Computer stellen soll, sodass man immer mit dieser Person spricht. Das habe ich persönlich nicht gemacht, ist aber auch ein toller Tipp, der hier helfen kann.
Nina Jäger: Ja, in der Werbeagentur macht man das auch so. Die Personen bekommen auch einen Namen, z. B. Martin oder Sara – das mache ich auch immer. Und dann kann man sich ein Bild aus dem Internet suchen oder vielleicht auch ein Bild einer Freundin nehmen. Das macht auf jeden Fall Sinn und kann helfen.
Dagmar: Ja, das ist ein sehr guter Tipp, damit man nicht vergisst und immer daran denkt, wer denn die Zielgruppe ist und wen man ansprechen möchte.
Nina Jäger: Genau, das ist letzten Endes auch die Kunst. Ein Stück weit von sich selbst wegzugehen und wirklich auf die Zielgruppe und auf deren Bedürfnisse einzugehen. Und am Ende des ganzen Marken-Prozesses hat man idealerweise ein Nutzenversprechen formuliert.
Und dieses Nutzenversprechen, dieser Mehrwert bzw. dieser Claim ist letzten Endes das, was alles Erarbeitete auf den Punkt bringt und dieser definierten Persona genau sagt: „Deswegen brauchst du mein Produkt.”
Dagmar: Hast du ein Beispiel für ein Nutzenversprechen?
Nina Jäger: Ein Nutzenversprechen ist z. B. „Du bekommst mehr Leichtigkeit.” Mein Nutzenversprechen ist: „Du wirst zu einer starken Marke.” Ein Nutzenversprechen könnte in deinem Fall bei tjuub sein, dass du ganz individuell unterwegs bist und du eine Tasche trägst, die sonst niemand hat. Das ist ein Nutzen für die Person, die Konsumentin, letzten Endes für die Käuferin oder für den Käufer, warum er deine Tasche kaufen sollte.
Richtige Kundenansprache und die Chance von Nischenthemen
Dagmar: Ich bin auch ein Verfechter davon, sich auf eine Nische zu konzentrieren. Viele Menschen bzw. Verkäufer haben Angst, sich auf eine Nische zu konzentrieren, weil dann viel weniger Kunden da sind. Aber wie siehst du das mit dem Thema Nischen?
Nina Jäger: Das ist ganz interessant. Da fallen mir direkt 1000 Sachen ein.
Wenn wir alle ansprechen wollen, dann sprechen wir am Ende gar keinen an. Das ist das Problem. Wenn wir jedoch gezielt ansprechen, dann sprechen wir gezielt wirklich diejenigen Leute an, dann aber richtig. Das ist der Vorteil einer Nische. Eine Nische kann z.B. sein, dass ich Boho-Produkte herstelle. Und wenn ich versuche Produkte für jede mögliche Designrichtung anzubieten, dann spreche ich niemanden richtig an und weiß auch nicht, wofür die Person steht. Wenn ich ein schönes Boho Produkt kaufen möchte, dann weiß ich, an wen ich mich wenden kann.
Ich habe das Thema auch mit einer meiner Kundinnen gehabt, weil sie gesagt hat „Aber ich mache doch so viel, ich kann noch so viel machen, ich möchte doch alles machen.” Ich habe zu ihr gesagt: „Du kannst auch alles machen, das Wichtige ist nur deine Botschaft, die du kommunizierst. Der Rest kommt später.” Die Ansprache ist das Wichtige und später, wenn man dann eine Kundin oder einen Kunden hat, kann man sich noch breiter aufstellen und zeigen, was man alles kann. Also man geht sozusagen von der Spitze nach unten in die Breite.
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Dagmar: Also dass man nach außen hin erst mit einem kleineren Sortiment auftritt, aber wenn man den Kunden dann hat, sagt, was man noch alles für den Kunden machen kann. So habe ich das verstanden.
Nina Jäger: Genau.
Dagmar: Okay. Das ist tatsächlich auch etwas, was ich auf Etsy sehr stark beobachte. Verkäuferinnen starten z. B. mit Häkelsachen und denken „Kerzen kann ich doch eigentlich auch machen und ein bisschen Töpfern kann ich auch”. Viele machen alles zusammen und haben dadurch am Ende einen „Bauchladen“. Dabei erinnert sich keiner richtig an diesen Laden, weil keine klare Linie zu erkennen ist und keiner weiß, wofür man steht. Eine klare Linie wäre z. B., dass man für die schönsten Kerzen aus Bio-Soja-Wachs steht. Es wird total unterschätzt, dass je spitzer ich mich positioniere und je mehr ich mich auf eine Nische und auf den bestimmten Kunden konzentriere, desto mehr Verkäufe am Ende für mich drin sind, weil ich die Kunden alle richtig anspreche.
Nina Jäger: Ich finde, du hast ein sehr schönes Beispiel mit den Häkelsachen und den Kerzen genannt. Das kann man machen, nur ist das Wichtige dabei, dass man diese unter einem Dach vereint. Was ist denn das verbindende Element von den Häkelsachen und den Kerzen zum Beispiel? Wenn das Häkelsachen für Babys wären und Kerzen, dann würde das nicht wirklich passen. Aber wenn es Interior-Sachen wie z. B. Häkel-Unterdeckchen wären, die den Tisch zusammen mit den Kerzen verschönern, dann würde es wieder passen.
Dagmar: Und dann vielleicht noch alles in einer Stilrichtung, z. B. im Gandhi-Stil, dann würde es wieder zusammenpassen.
Nina Jäger: Genau richtig. Oder man macht nachhaltige Produkte oder Bio Produkte, solche Sachen eben.
Dagmar: Ich habe gestern erst einen Shop auf Etsy entdeckt, bei dem ich zuerst dachte, was ist das denn? Der Shop hatte Sweatshirts, Mützen, Emaille-Tassen und ganz viel wild durcheinander. Auf den ersten Blick war nicht ersichtlich, was dahinter steckt. Aber auf den zweiten Blick habe ich dann gesehen, dass die Sachen alle mit ihren eigenen einzigartigen Designs bedruckt sind und einen besonderen Zeichenstil haben. Das hat sich aber leider erst auf den zweiten Blick erschlossen. In dem Fall vereint der Shop die ganzen unterschiedlichen Artikel und verkauft diese, weil alles mit ihren eigenen Designs versehen ist, die auch wirklich besonders waren und einen schönen, wiedererkennbaren Stil hatten. Das macht dann den Unterschied. Das Dach darüber, wie du so schön gesagt hast.
Nina Jäger: Genau.
Dagmar: Ich kenne das sehr gut, da ich mit Kassenklingeln eine Marke habe, bei der ich selbst sehr im Vordergrund stehe und einfach so bin, wie ich bin. Da fällt es mir natürlich auch total leicht, meine Werte und wofür ich stehe, rüberzubringen. Und ich weiß auch ganz genau, wer meine Zielkunden sind.
Ich finde es leichter bei „Personen-Marken“ und bei einem Coaching Business als bei einem Produkt. Warum ist das so? Geht es nur mir so oder ist es wirklich schwieriger mit dem Produkt?
Nina Jäger: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass es darauf ankommt, wie klar man sich selbst oder wie bewusst man sich dessen ist. Klar, bei deinem Coaching Business bist du. Aber selbst dort kann man Markenbildung, Markenaufbau betreiben. Ich glaube, bei Produkten ist es deswegen so schwierig, weil man wirklich komplett von null anfängt. Wobei ich es persönlich eigentlich gar nicht so schwierig finde.
Dagmar: Du bist ja auch die Fachfrau.
Nina Jäger: Ja, ich versuche mich gerade in deine Lage zu versetzen, woran das liegen könnte. Aber wenn ich mir z. B. etwas anschaue, ein Produkt oder eine Webseite, dann sehe ich sofort ganz klar, dass man hier noch dieses oder jenes kommunizieren sollte, damit es auch für andere klarer wird. Aber das ist wahrscheinlich auch genau meine Arbeit, jemanden dorthin zu führen, in die Klarheit hinein, dass man sich genau dessen bewusst wird, was man wirklich ausdrücken möchte.
Markencheck durchführen // Wie kann dir Nina helfen?
Dagmar: Das war eine schöne Überleitung. Wir arbeiten auch noch zusammen. Unser Markencheck für tjuub steht dir und mir noch bevor. Da bin ich froh, dass wieder jemand von außen draufschaut, weil ich mir da ehrlich gesagt, nicht so klar bin. Obwohl das Business schon seit acht Jahren besteht, verliere ich da immer wieder den Fokus. Das passiert auch und das passiert auch den Profis. Ich stecke da selbst zu tief drin.
Vielen Dank erstmal für deine Ausführungen und ich hoffe, dass dadurch viel mehr Etsy Verkäufern bewusst wird, wie wichtig eine Markenbildung, eine Positionierung, eine klare Kundenkommunikation ist, um auch seinen Umsatz zu steigern.
Wo findet man dich denn, wenn man mehr über dich wissen möchte? Ich kann deinen Instagram-Kanal nämlich auf jeden Fall sehr empfehlen. Du bringst dort super kurze und leicht verständliche Tipps. Wo kann man dich denn da finden und was kannst du sonst noch für uns tun?
Nina Jäger: Vielen Dank, das freut mich natürlich sehr. Auf Instagram findet man mich unter nina.a.jaeger. Und es gibt auch seit neuestem meine neue Webseite. Daran habe ich fleißig gearbeitet, da findet ihr mich unter https://ninajaeger.com/. Das sind die zwei Stellen, wo man mich bisher findet.
Dagmar: Die zwei Stellen verlinke ich natürlich. Ich habe bei dir den Markencheck gebucht. Diese Dienstleistung bietest du an, hast du noch weitere Sachen geplant, wie Kurse oder Bücher oder Ähnliches?
Nina Jäger: Ja, da kommt einiges. Der Markencheck ist mein kleinstes Produkt. Da schaue ich mir wirklich die Instagram Seite an, also das komplette Profil, die Inhalte, die Bio. Ich schaue mir die Webseite an, also die Homepage und gebe da ganz viele Tipps und Verbesserungsvorschläge.
Und dann gibt es auch noch eine Möglichkeit, dass man darüber hinaus länger mit mir zusammenarbeiten kann. Mehrere Wochen, je nachdem, welches Bedürfnis man hat und man dann noch ganz konkret an die Marke herangeht und so einen Prozess durchläuft. Einen Prozess, der Klarheit durchläuft, um dann auch wirklich Botschaften zu haben und genau kommunizieren zu können, wofür man denn eigentlich steht. Das biete ich auch noch an, also bis hin zum eigenen Angebot, dass man schauen kann, wie kann man sein Produktsortiment erweitern oder wie kann man, wenn man Coach, Berater oder Expert*in ist, ein Angebot erstellen, was zu einem passt.
Mir ist Individualität in meiner Arbeit sehr wichtig, dass man wirklich die eigene Persönlichkeit nach außen bringt, wirklich das, was einen ausmacht und seine eigene Geschichte, mit in die Arbeit einbringt. Und mir ist auch wichtig, dass man eine Balance im Business findet. Ich war früher sozusagen Workaholic und deswegen ist mir gerade bei der Selbstständigkeit wichtig, dass man eine gewisse Balance zwischen Leben und Arbeit findet.
Ich habe dir auch schon von meinem E-Book erzählt. Diesen Prozess des Markenaufbaus habe ich einmal komplett heruntergeschrieben, weil ich das super wichtig finde. Und ich möchte, dass das so viele Menschen wie möglich auch bekommen und das wird es in Form eines E-Books geben.
Mehr Leichtigkeit und Spaß in deinem Business
Dagmar: Nina hat gerade etwas Tolles gesagt und das stelle ich auch mit Kassenklingeln immer wieder fest und möchte es deshalb nochmal als Schlusswort nutzen. Du hast gesagt, dass es einem viel Leichtigkeit gibt und die Arbeit auch viel mehr Spaß macht, wenn man einfach so sein kann, wie man möchte.
Ich merke das bei Kassenklingeln extrem, ich kann einfach so sein wie ich bin und ich muss mich nicht verstellen. Ich hatte früher auch größere Jobs und ich kenne das Angestellten-Sein sehr gut. In der Selbstständigkeit und gerade mit Kassenklingeln genieße ich das total, dass ich sein kann wie ich bin. Es ist egal, ob in Reels, Posts oder Ähnlichem, ich kann einfach meine Meinung ganz klar ausdrücken. Und das ist auch eine Form von Kundengewinnung, weil jemand, dem es nicht gefällt, mir dann nicht folgt und das ist auch okay für mich. Diese Personen würden dann sowieso nicht kaufen.
Nina Jäger: Genau. Du würdest wahrscheinlich auch gar nicht mit den Menschen zusammenarbeiten wollen, weil sie gar nicht vom Charakter her passen.
Dagmar: Genau, das ist der nächste Punkt und das ist mit Produkten im Grunde nichts anderes. Du willst natürlich „angenehme“ Kunden haben, die zu dir passen und die deine Philosophie und dich verstehen. Und da macht es viel mehr Spaß auch Produkte zu verkaufen. Du wirst viel weniger Probleme, Reklamationen oder Ähnliches bekommen, wenn du genau die richtigen Kunden ansprichst, die genau das bekommen, was sie auch erwarten, weil sie deine Kommunikation verstehen. Das war doch ein schönes Schlusswort.
Vielen Dank, Nina. Wie gesagt, alle wichtigen Seiten sind verlinkt und ich kann euch den Instagram-Kanal von Nina sehr ans Herz legen, weil er so viele wichtige Informationen liefert, die das auch nochmal in Erinnerung rufen.
Und auch nochmal der Tipp: Unterschätzt die Positionierung nicht, arbeitet da wirklich dran. Es ist super wichtig und macht euch vieles einfacher und wiedererkennbar. Vielen Dank, Nina. Schön, dass du da warst.
Nina Jäger: Vielen Dank, Dagmar.
Das war die 26. Folge des Etsy Verkäufer Podcasts Kassenklingeln. Ich hoffe, es hat dir gefallen und du hast viel für dich mitnehmen können. Ich kann dir nur wärmstens ans Herz legen, wenn du das nicht schon getan hast, dich um das Thema Positionierung und vor allem auch um das Thema Zielkunde unbedingt zu kümmern. Denn wenn du eine klare Positionierung hast und einen klaren Zielkunden definiert hast, an den du verkaufen möchtest, dann macht es so viel anderes leichter.
Es werden wirklich wie von Zauberhand ganz fantastische Sachen damit einhergehen. Es wird dir leichter fallen zu texten und gute Keywords zu finden, weil du die Sprache deines Kunden kennst. Du wirst deine Marke besser herausstellen können. Du wirst stolzer auf dein Produkt und auf deine Marke sein. Es wird weniger Preisdiskussionen geben, wenn du deine Werte und deine Marke klar darstellst. Diese Erfahrung habe ich selbst auch gemacht.
Ich kann das nur absolut empfehlen, sich darum zu kümmern. Und ich hoffe, du hast hier viele wertvolle Tipps mitnehmen können.
Vielen Dank und lass die Kasse klingeln.
Nina Jäger Website